Verfasser: Franziska Seitz & Matthias Konen
Positionspapier eSport
Was ist eigentlich eSport? Hier halten wir uns an die Definition des ESBD (https://esportbund.de/esport/was-ist-esport/).
Das kompetitive Spielen von Computerspielen, der eSport, ist ein weltweit wachsendes Massenphänomen und erfreut sich auch in Deutschland großer Beliebtheit: Schon seit 2017 geht man von über 3 Millionen eSport Enthusiasten aus, die selbst eSport ausüben oder eSport-Events zuschauen (https://www.game.de/marktdaten/deutsche-esports-enthusiasten-2017/). Weltweit werden im Jahr 2023 über 640 Millionen ZuschauerInnen von E-Sport Events erwartet (Quelle: Game Verband).
Auf großes Interesse stößt der eSport vor allem bei jüngeren Menschen, für die das gemeinsame Spielen fester Bestandteil ihres digitalen Lebensraums ist. So zeigen aktuelle Erhebungen, dass knapp 70 Prozent aller Jugendlichen sich täglich oder mehrmals in der Woche mit Computerspielen beschäftigen (Quelle: JIM Umfrage).
Die gesellschaftliche Bedeutung von eSport zeigt sich auch anhand der wachsenden Anzahl von Organisationen, die eSport in das Zentrum ihrer Tätigkeiten stellen, darunter Vereine, Profiteams, Turnierveranstalter und Hochschulgruppen: Im Jahr 2019 wurden rund 70 Organisationen gezählt, 2022 waren es über 350 (Quelle: ESBD). Die vergangenen Monate haben außerdem gezeigt, dass bei einer rechtssicheren Anerkennung des E-Sports eine Vielzahl von Sportvereinen ein entsprechendes Angebot schaffen würde. Die Liberalen Gamer sehen im eSport eine wachsende gesellschaftliche Größe, die sich durch Offenheit, Vielfalt und Individualismus auszeichnet. Über ihn kommen immer mehr Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen, um ihrer gemeinsamen Passion nachzugehen. Den eSport durch positive Rahmenbedingungen zu fördern und seine Mehrwerte zu heben, ist aus unserer Sicht unverzichtbar für eine moderne Gesellschaft.
Die Liberalen Gamer schlagen folgende Punkte vor, um den eSport in Deutschland auf das nächste Level zu heben:
1. E-Sport als Sport anerkennen
Der eSport wird in Deutschland immer noch häufig missverstanden, so beispielsweise als bloße Spielerei am Computer abgetan. Permanenter Streitpunkt ist mitunter die Anerkennung des eSports als Sport und die Ermöglichung einer Gleichstellungsentwicklung zum klassischen Sport. Bedingt durch die Ungleichbehandlung entsteht eine Vielzahl an Problemen für Verbände, Vereine und Menschen, die im eSport-Bereich aktiv sind.
Diese historische Ungleichbehandlung ist jedoch aufgrund der aktuellen Entwicklung im Bereich des eSport nicht mehr zu legitimieren. Insgesamt wird eSport in über 60 Nationen von etablierten Verbänden des organisierten Sports anerkannt und teilweise vom Staat gefördert. In Deutschland wird dieser Schritt bislang vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verweigert.
Für uns LiGa ist der eSport Sport.
2. Anerkennung der Gemeinnützigkeit für den eSport
Die Liberalen Gamer fordern die Anerkennung von eSport als gemeinnützige Sportart.
eSport ist daher mindestens als gesetzlich anerkannte Fiktion in § 52 Abs. 2 Nr. 21 AO (neben Schach) aufzunehmen.
Wir befürworten zur Überbrückung zudem eine Weisung der Länder an ihre jeweiligen Finanzämter, eSport-Angebote als gemeinnützigkeitsunschädlich einzustufen.
Jedoch muss langfristig eine bundeseinheitliche Lösung geschaffen werden.
3. Zusammenarbeit mit dem organisierten Sport
Mit dem organisierten Sport sollen Synergieeffekte geschaffen werden, insbesondere um den Aufbau von Organisationsstrukturen, Strukturierung von Trainingskompetenzen, sowie sportwissenschaftliche Arbeit und Präventions- und Schutzfunktionen zu ermöglichen und voranzubringen. Zudem kann so effektiv auch Know-How geteilt werden und eine Annäherung zueinander geschehen.
4. Finanzielle Förderung des eSports
Bund und Länder sollen die Trainerausbildung (C-Lizenz) im eSport durch die Akademie des ESBD fördern, damit möglichst niedrigschwellig neue Kompetenzen erworben werden können. Fundierte Ausbildungen sind besonders wichtig, um die Strukturen hin zu einem organisierten eSport mit Zertifizierungssystem fortzuschreiten.
Zudem sollen Fördermittel für eSport-Projekte bereitgestellt werden. Als Beispiel für solch eine Förderung kann hier die des Landes SH genannt werden (siehe https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/IV/Presse/PI/2022/220106_foerderung_esport.html).
5. Jugendschutzbeauftragte für eSport etablieren
Im Zusammenhang mit eSports wird immer wieder über das Thema Jugendschutz diskutiert. Für die Frage, ob es sich bei eSport um Sport handelt, ist die Klärung der Jugendschutzaspekte aus Sicht der Liberalen Gamer nicht relevant. Jedoch sollten Jugendschutzbeauftragte für den eSport selbstverständlich etabliert werden. Der Jugendschutz nimmt im eSport einen wichtigen Platz ein und dessen Einhaltung muss Teil des sicheren eSport sein.
6. Prävention und Sucht
Durch eine Verbandsstruktur und Setzung von verbindlichen Standards kann eine Suchtprävention besser gewährleistet werden. Dafür braucht es auch Unterstützung, weshalb z.B. etwaige Fortbildungen zu diesem Thema bzw. auch eine Trainerausbildung finanziell unterstützt werden sollen (siehe auch 4.).
Stand: Sep. 2022
Neu-Veröffentlichung: Mai 2023